Magst du auch so gerne Pflanzen, wie ich? Ob Orchideen, wildes Efeu oder alte Obstbäume – Natur ist einfach herrlich! Gerade in der Großstadt weiß man ein Fleckchen Grün besonders zu schätzen. Schade nur, dass die Welt im Winter meist etwas karg aussieht. Zum Glück lässt sich das mit einem Flaschengarten ändern. Was sich hinter diesem Trend versteckt, wie du dieses Mini-Biotop anlegen kannst, welche Pflanzen geeignet sind und wie du dein Gewächshaus in Miniaturformat optimal auch ohne grünen Daumen pflegst, verrate ich dir im Folgenden.

Was ist ein Flaschengarten?

Bist du eine Gärtnerin mit einem Händchen fürs Grüne oder verfärben sich die Blätter an deiner neuen Grünpflanze schon nach einigen Wochen ins bräunliche? Ob mit oder ohne grünen Daumen: Ein Flaschengarten ist genau das grüne Highlight, was wir jetzt im Winter brauchen. Das praktische an einem Flaschengarten ist, dass er im Grunde völlig eigenständig existiert. Sprich einmal angelegt, hast du keine Arbeit mehr. Klingt gut, oder?
Ob du beruflich viel unterwegs bist, gerne verreist oder einfach kein Faible für Pflanzen hast – ein Flaschengarten ist die gedeihende Lösung und übrigens auch ein kreatives, persönliches Geschenk für Familie und Freunde.
Er besteht aus einem Glasbehälter, Substrat, Pflanzen, Mikroorganismen, Wasser und Luft. Nachdem du ihn angelegt hast, kann er über viele Jahre ein dekorativer Hingucker in deinen vier Wänden sein – ohne dass du auch nur einmal zur Gartenschere, Dünger oder Gießkanne greifen musst. Durch das Sonnenlicht von außen und das Wasser von innen, entwickeln sich Nährstoffe und Gase, die ein perfektes Mini-Ökosystem am Laufen halten. Das einmal eingefüllte Wasser verdunstet und schlägt sich an den Innenwänden nieder.
Die Pflanzen filtern das Kohlendioxid, das sie nachts ausstoßen, durch Photosynthese – das Umwandeln der Sonnenenergie in chemische Energie –und geben frischen Sauerstoff wieder ab. Eine perfekte Zirkulation, die ganz von alleine funktioniert – auch wenn du mal für längere Zeit nicht Zuhause bist.
Kaum zu glauben, aber Flaschengärten, auch „Hermetosphäre“ (latainisch „hermetice“ = verschlossen und griechisch „sphaira“ = Hülle), Florarium oder ewiges Terrarium genannt, gibt es schon sehr lange. Genau genommen mehr als 100 Jahre: Damals entwickelte der englische Arzt Dr. Nathaniel Ward den "Wardschen Kasten" – einen abgeschlossenen Garten im Glasbehälter. Heute wird der Begriff Flaschengarten etwas vielfältiger verwendet: Mal ist es ein offener Glasbehälter, der mit saftreichen, dickblättrigen Sukkulenten, wie Aloe Vera- oder Geldbaum-Ableger bepflanzt ist oder ein geschlossenes Glasgefäß mit Moosfarnen, Begonien oder kleinblättrigem Efeu.
Gewisse Voraussetzungen solltest du aber beachten, damit du an deinem Flaschengarten viel Freude hast. Ich gebe dir nachfolgend einige Tipps, wie du ein geschlossenes Mini-Gewächshaus anlegen kannst. 

Welche Pflanzen eignen sich für einen Flaschengarten?

Da das Klima in deinem Flaschengarten eher an die Tropen erinnern wird, eignen sich vor allem exotische Pflanzen, die sich in einer feucht-warmen Atmosphäre wohlfühlen. Da in deinem Gefäß ja nicht unermesslich viel Platz ist, eigenen sich Pflanzen, die eher langsam wachsen. Für die Bepflanzung kannst du zum Beispiel

  • Bromelien
  • Zebrakraut
  • Zierpfeffer
  • Mini-Orchideen, wie Aerangis citrata, Aerangis rhodosticta oder Ascocentrum pusillum
  • Ufopflanzen
  • kleine Farne, wie Aglaomorpha heraclea mini, Aglaomorpha Meyeniana mini, Asplenium daucifolium oder Davallia fejeensis.
  • Moos, wie Sphagnum Moos, Javamoos und Sternmoos
  • kleinblättriger Efeu oder
  • fleischfressende Pflanzen

verwenden. Bitte beachte, dass du abgefallene Blüten, kranke oder faulende Pflanzenteile entfernen solltest oder dir Unterstützung von kleinen Nützlingen holst, um Schimmelbildung zu vermeiden. Dazu aber später mehr.  

Wie lege ich einen Flaschengarten an?

Um einen Flaschengarten anzulegen, kannst du eine Glasflasche verwenden. Diese sollte mindestens zwei Liter Fassungsvermögen haben. Hier wird es nur etwas schwieriger, das Substrat und die Pflanzen ordentlich zu positionieren. Falls der Flaschenhals zu schmal ist, nimm zur Einfüllhilfe entweder eine Papprolle oder einen Trichter.


Ideal sind etwas größere, bauchige Glasgefäße, wie Bonbon- oder Einmachgläser, die sich luftdicht verschließen lassen. Das luftdichte Verschließen ist hierbei besonders wichtig!
Zur Vorbereitung solltest du die ausgewählte Flasche gründlich mit kochendem Wasser reinigen und trockenen lassen bzw. abtrocknen, damit sie steril ist und kein Schimmel entstehen kann. Und dann kann es auch schon mit den folgenden Schritten losgehen:

  1. Fülle je nach Größe deines gewählten Gefäßes 2-3 cm Substrat (zum Beispiel Kies, Hydro- oder Blähton) ein. Diese Schicht wirkt wie eine Art Drainage, um Staunässe zu verhindern.
  2. Darüber kommen 1-2 Esslöffel von 0,5 bis 1 cm großer Holz- oder Aktivkohle. So vermeidest du Schimmel. Kleiner Tipp, damit die Größe stimmt: Fülle die Holz- oder Aktivkohle in einen Beutel und zerkleinere sie dann mit einem Hammer.
  3. Je nach Flaschengröße kommt nun eine 3-4 cm dicke Schicht trockene Blumen- oder Pflanzerde in dein Glas. Die Pflanzen sollten nachher genauso tief in der Erde stehen, wie sie vorher im Topf standen. Auch hier kann eine Papprolle beim Einfüllen helfen, damit die Erde gleichmäßig verteilt wird.
  4. Jetzt kannst du zu deinen gewählten Pflanzen greifen. Entscheide dich für 1 bis 5 kleine Pflänzchen, je nach Größe des Gefäßes. Kürze zunächst lange Wurzeln, um die Gewächse anzuregen, neue zu bilden. Prüfe deine Pflanze außerdem im Detail, ob sich irgendwo Blattläuse, Raupen oder Schnecken verstecken, damit diese nicht in deinem Flaschengarten landen. Mach dann mit einem langstieligen Löffel eine Mulde in die Erde und setze die Pflanze mit einer Pinzette ein. Die Pflänzchen sollten so positioniert sein, dass die größten Exemplare mittig stehen und kleinere eher am Rand. Drücke sie danach mit einem Stäbchen vorsichtig an. Hast du mehrere Pflanzen, lass etwas Platz zwischen ihnen.
  5. Deko-Liebhaber/innen können nun nach Belieben Äste, Steine oder Muscheln hinzufügen. Auch Moos eignet sich besonders gut. Denn wie heißt es so schön: Ohne Moos, nichts los! Moos speichert nämlich das Wasser und gibt es im Laufe des Tages wieder ab. Durch die Verdunstung des Wassers aus dem Moos, wird der Wasserhaushalt in deinem Glas reguliert. Am besten eignen sich Sphagnum Moos, Javamoos und Sternmoos. Zwar ist der Sternmoos eigentlich gar kein Moos, sondern ein Nelkengewächs, aber du kannst ihn gut für deinen Flaschengarten nutzen, weil er im Sommer eine hübsche weiße Blüte trägt und zusätzlich noch sehr robust und pflegeleicht ist. Aber Achtung: Lasse nicht die komplette Erdoberfläche mit Moos zuwachsen, da sonst keine Luft mehr an die Erde und die Pflanzen kommt. Zum Drapieren eignet sich auch hier eine Pinzette, aber auch asiatische Stäbchen, wie man sie zum Essen benutzt.
  6. Nun kommt das A und O: Gieße dein Mini-Ökosystem am besten mit kalkarmen, handwarmen Wasser – aber bitte sparsam. Regenwasser eignet sich übrigens hervorragend. Die Erde sollte leicht feucht sein, jedoch darf sich kein Wasser am Glasboden sammeln.
  7. Nun kannst du noch nach Belieben 20-30 kleine Nützlinge, wie weiße Asseln oder Springschwänze in dein Glas geben. Sie sorgen dafür, dass Schimmel gar nicht erst entsteht. Verschließe zum Schluss dein Gefäß luftdicht. Jetzt ist dein persönliches Ökosystem fertig. Beobachte es am ersten Tag besonders gut: Im Idealfall bildet sich über Nacht Kondenswasser an den Glaswänden und das Glas ist beschlagen. Im Verlauf des Tages sollte dein Glas wieder frei sein. Ist dies nicht der Fall, öffne dein Glas tagsüber einige Stunden und lass die Feuchtigkeit entweichen. Ist dein Glas morgens nach dem Einpflanzen nicht beschlagen, musst du noch etwas Wasser hinzufügen.

Der optimale Standort und die optimale Pflege

Der beste Standort für dein Mini-Biotop ist sehr hell, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung, damit sich das Gefäß nicht zu sehr aufheizt und die Pflanzen darin verbrennen. Um Schimmelbildung zu vermeiden, kannst du das Gefäß hin und wieder kurz öffnen oder in deinen Mini-Garten, wie bereits erwähnt, kleine Bodenlebewesen geben. Tropische Springschwänze oder weiße Asseln sind wenige Millimeter groß, können aber einiges bewirken. Diese kleinen Nützlinge ernähren sich von abgestorbenen Pflanzenteilen und Schimmelpilzen. Du kannst sie einfach im Fachhandel für Terrarien erwerben.


Und noch ein kleiner Tipp zum Schluss: Steht dein Flaschengarten am Fenster, dann drehe das Gefäß regelmäßig. Für einen gleichmäßigen Pflanzenwuchs ist dieses vom Vorteil. Nun beobachte deinen kleinen Mini-Garten im Glas von Tag zu Tag und lass das Grün sprießen. Gießen musst du deinen Flaschengarten nicht, wenn du ihn optimal angelegt hast. Solltest du aber feststellen, dass er zu trocken ist, dann gieße einmal im Monat oder seltener.

Hat dich der Flaschengarten-Hype nun auch erwischt? Auch wenn du bisher keinen grünen Daumen hattest, bin ich mir sicher, dass du am Indoor-Gärtnern richtig viel Spaß haben wirst. Ich wünsche dir viel Freude beim Planen, Gestalten und Beobachten deines kleinen Mini-Gewächshauses im Glas!

Deine Christin