Was grünt denn da im Garten? Ist es Unkraut? Oder vielleicht doch ein grüner Schatz mit wertvollen Inhaltsstoffen, der deinem Wohlbefinden guttun kann? Vieles was wir im Garten entdecken und wild wächst, wird einfach als Unkraut abgestempelt – fälschlicherweise! Oftmals verbringt sich hinter dem kleinen Grün ein Heilkraut, das du dir zunutze machen kannst. Ich stelle dir fünf vor und wie du das Unkraut als köstliches Heilkraut in deiner Küche verwenden kannst.

Es wächst, was wachsen will

Es sprießt in Blumenbeeten, klettert am Gartenzaun hinauf, versteckt sich neben Steinen oder mischt sich unter deinen top gepflegten Rasen – Unkraut. Gerade im Frühling gedeihen viele unscheinbare Pflänzchen, die nicht von uns Menschen gezielt angepflanzt wurden, sondern zufällig durch Samen im Wind, Samenbestände im Boden und oberirdische oder unterirdisch wachsende Wurzelausläufer wachsen. Über 600 verschiedene Unkrautarten gibt es in Europa. Somit nicht verwunderlich, dass es einem so vorkommt, dass Unkraut fast überall ist und immer etwas schneller zu wachsen scheint, als die gewünschten bunten Blumen oder Nutzpflanzen. Rupfst du es raus, kommt es kurze Zeit später wieder. Daher wohl auch der Spruch „Unkraut vergeht nicht“.

Aber hättest du gedacht, dass nicht alles gleich reif für die Biotonne oder den Komposthaufen ist? Denn manches ungeliebte Grünzeug entpuppt sich als anerkannte Arzneipflanze oder peppt dein Abendessen lecker auf. Halte also beim nächsten Gärtnern einmal inne und schau genau hin, was dir zwischen die Schaufel und die Hacke kommt. Wichtig: Pflücke das Kraut wirklich nur im heimischen Garten und nicht in der Nähe von Straßen, Industrieanlagen, intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen oder Hundespazierwegen, damit du dir über die Qualität sicher sein kannst.

Nachfolgend stelle ich dir fünf Unkraut-Arten mit Potential vor, die dir und deiner Gesundheit einen Mehrwert bieten können – tolle Rezeptideen inklusive!

Mehr als ein Kraut

1. Brennnesseln

Die Staude hat einen negativen Touch: Bei Berührung schmerzt die Haut und sie ruft Quaddeln hervor. Nichtsdestotrotz ist die Brennnessel eine seit Jahrtausenden geschätzte Nutz- und Heilpflanze. Ob in den Blättern, Samen, Stängeln oder Wurzeln – in allen Pflanzenteilen der Brennnesseln finden sich beispielsweise reichlich Mineralstoffe, Vitamine (vor allem Vitamin A und C), Gerbstoffe, organische Säuren und wertvolles Histamin. Außerdem ist die Brennnessel eine wichtige Nährpflanze für Raupen und eine Vielzahl an heimischen Schmetterlingsarten. Wenn du einen Bio-Garten hast oder dir diesen anlegen möchtest, ist die Brennnessel sehr zu empfehlen und sorgt für ein gesundes Ökosystem. Aber auch für die Gesundheit bietet sie positive Nebeneffekte. Sie wird u.a. als Heilpflanze gegen Rheuma, Gicht, Hautkrankheiten und Leberbeschwerden eingesetzt. Brennnesseln können außerdem deinen Stoffwechsel in Schwung bringen, beleben und deine Durchblutung fördern. Da sie sehr harntreibend ist, ist sie oftmals Bestandteil von Fastenkuren. Der Tee aus den Wurzeln der Brennnesseln kann bei Prostatabeschwerden helfen. Auch bei einer Reizblase kann das vermeintliche Unkraut Wunder wirken.

Brennnessel-Smoothie

Ab jetzt machst du dir die Bestandteile der Brennnessel einfach zunutze, indem du dir ruck-zuck einen leckeren und gesunden Smoothie daraus zubereitest. Auf diese Weise erhält dein Körper unkompliziert eine Vielzahl an Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen. Für den grünen Smoothie eignen sich sowohl die Blätter als auch frische oder getrocknete Brennnesselsamen. Sie sind besonders reich an Eiweiß und essentiellen Fettsäuren. Alles was du brauchst sind ein paar Zutaten und einen leistungsstarken Mixer.

Zutaten für ca. 500 ml:

  • 1 Handvoll Brennnesselblätter
  • 1 EL getrocknete Brennnesselsamen, über Nacht in 0,25 Liter Wasser eingeweicht
  • 1 kleiner Apfel (magst du es exotischer, empfehle ich dir Mango)
  • ½ reife Avocado
  • 1 Handvoll Feldsalat
  • 1 Handvoll Crushed Ice


Zubereitung:

  1. Zupfe Brennnesselblätter mit Handschuhen ab und wasche diese gründlich.
  2. Wasche den Feldsalat.
  3. Wasche den Apfel, entferne die Kerne und viertel diesen.
  4. Teile die Avocado, entferne den Kern und hebe das Fruchtfleisch mit einem Löffel aus der Schale.
  5. Fülle das Crushed Ice in den Mixer.
  6. Gebe zuerst die Früchte, dann Brennnesselblätter und -samen mit Einweichwasser sowie den Feldsalat dazu.
  7. Mixen und Schluck für Schluck genießen!

2. Löwenzahn

Jeden Tag läufst du bestimmt an ihr vorbei: Löwenzahn. Im Frühling verleihen die leuchtend gelben Blüten den Wegen einen ersten kräftigen Farbtupfer. Ist der Löwenzahn verblüht, wird er zur "Pusteblume", die Kinderherzen höherschlagen lässt.
Seine starken, fleischigen Wurzeln machen den Löwenzahn im Garten allerdings recht unbeliebt. Dabei steckt ausgerechnet in ihnen so viel Power. Die Bitterstoffe können bei dir bewirken, dass mehr Speichel und Magensäure ausgeschüttet werden. Gleichzeitig fördert beides die Freisetzung von Verdauungshormonen und -enzymen, sodass deine Galle aktiv werden muss. Durch diese Effekte regt Löwenzahn deinen Appetit und kurbelt deine Verdauung an. Auch wenn du nach einer fettreichen Mahlzeit das Gefühl hast, dass dein Bauch aufgebläht ist, kann Löwenzahn dieses mindern. Außerdem wirkt Löwenzahn harntreibend und ist daher unter anderem ein Hausmittel gegen Blasenentzündungen. Mit den Blättern selbst kannst du natürlich auch einen schmackhaften Salat zubereiten. Sie enthalten viel Vitamin A, C und E, Calcium, Magnesium und Eisen. Wie du siehst, sind es manchmal ganz gewöhnliche Pflanzen, die besonders interessante Inhaltsstoffe haben.

Löwenzahn-Pesto

Du isst gerne Nudeln mit Pesto und hast bisher nur Basilikum oder getrocknete Tomaten als Zutaten verwendet? Ab jetzt freut sich der Löwenzahn dir ein neues Geschmackserlebnis beim Pasta-Essen zu zaubern.

Zutaten:

  • 80 g junge Löwenzahnblätter
  • 1/2 Bund Basilikum
  • 40 g Pinienkerne
  • 30 g Parmesan
  • 1 Knoblauchzehe
  • 70 ml Olivenöl
  • Salz und Pfeffer

Zubereitung:
  1. Pflücke frische, junge Löwenzahnblätter und lege sie 20 Minuten in kaltes Wasser, um den bitteren Geschmack etwas abzumildern. Gut abtropfen lassen oder trocken tupfen.
  2. Zupfe die Basilikumblätter von den Stängeln. Reibe den Parmesan grob. Schäle den Knoblauch und schneide ihn klein. Alle Zutaten bis auf einen Esslöffel Olivenöl in der Küchenmaschine grob pürieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
  3. Das Löwenzahnpesto in sterilisierte Gläser füllen und mit Olivenöl abschließen. Fest verschließen, kühl und dunkel lagern.

3. Salbei

Der würzige Duft einer Salbeipflanze ist einmalig. Oftmals wird die grüne Arzneipflanze als aromatisches Gewürz eingesetzt. Aber auch bei Halsschmerzen, Zahnfleischentzündungen oder vermehrtem Schwitzen kannst du sie nutzen. Salbei wirkt leicht antientzündlich, beruhigt die Schleimhaut und bekämpft Bakterien und Pilze. Die Heilpflanze kommt hierbei als Tee, Gurgellösung, Spray oder Tinktur zum Einsatz. Bestes Beispiel hierfür ist das Propolis Mundspray mit Propolis, Salbei und Thymian. Es schützt und pflegt deine Schleimhäute im Mund- und Rachenraum und ist zudem praktisch für unterwegs. Das Spray befeuchtet und stimuliert deine Schleimhäute und verbessert so ganz natürlich ihre Schutzfunktion. Die Kombination natürlicher Inhaltsstoffe aus Propolis, Thymian- und Salbei-Extrakt wirkt zudem wohltuend bei Reizungen und Entzündungen im Mund und Rachen.

Salbei-Gnocchi

Heute gibt es Kartoffeln mal anders, nämlich als Gnocchi. Mit der Kombination aus Salbei und Parmesan sind sie besonders schmackhaft und gesund on top. Kartoffeln sind leicht verdaulich, eine gute Kaliumquelle und enthalten Vitamin C und B-Vitamine.

Zutaten:

  • 400 g Gnocchi
  • 300 g Fleischtomaten
  • 8 Salbeiblätter
  • 2 EL Olivenöl
  • Salz und Pfeffer
  • 40 g Parmesan

 
Zubereitung:

  1. In einem Topf 1 Liter Wasser zum Kochen bringen. Die Gnocchi darin nach Packungsangabe garen, dann abgießen und abtropfen lassen.
  2. Inzwischen die Tomate waschen, vom Stielansatz befreien, vierteln, entkernen und in kleine Würfel schneiden. Die Salbeiblätter abreiben.
  3. Das Olivenöl in einer großen beschichteten Pfanne erhitzen. Die Salbeiblätter darin 1 Min. braten, dann herausnehmen. Die Gnocchi in die Pfanne geben und in 5 Min. rundherum goldbraun braten. Tomatenwürfel und Salbei unterheben, 2 Min. mitbraten, salzen und pfeffern. Die Gnocchi anrichten. Mit Parmesan bestreut servieren.

4. Giersch

Schon mal von gehört? Dieses Unkraut mag fast kein Gärtner, weil er extrem hartnäckig wuchert. Statt in der Biotonne oder auf dem Kompost, sollte er aber besser in deiner Küche landen. Aufgrund seines hohen Gehalts an Vitamin C und verschiedener Mineralien ist Giersch nämlich ein wahres Superfood. Es enthält bis zu 4-mal mehr Vitamin C als eine Zitrone und glänzt mit einer vielfachen Menge an Mineralien im Vergleich zu Grünkohl.
Beim Sammeln in freier Natur solltest du aber achtsam sein: Giersch kann man leicht mit anderen Doldenblütlern wie dem giftigen Gefleckten Schierling verwechseln. Ein gutes Erkennungsmerkmal des Gierschs ist sein dreikantiger Blattstiel.
Giersch hat eine entzündungshemmende Wirkung und wird oft bei Gicht und Rheuma unterstützend eingesetzt. Ebenfalls regt er deinen Stoffwechsel an, ist basisch und wirkt entwässernd. Deine Harnorgane können mit der Unterstützung des Gierschs eingelagerte Giftstoffe ausschwemmen. Auch kannst du das Kraut bei Insektenstichen einsetzen. Püriere dafür einfach die frische Pflanze und streiche die Masse auf den juckenden Stich auf.
Damit dein Körper und dein Gaumen von dem Superfood-Unkraut profitieren kann, ist das leicht nach Petersilie und Spinat schmeckende Kraut als Gemüse, Salat, Kräuter und Gewürz verwendbar.

Giersch-Kartoffel-Suppe

Jetzt kannst du den Suppenlöffel schwingen. Denn diese Superfood-Suppe mit Giersch bringt Abwechslung auf deinen Tisch. Auch für Gäste super vorzubereiten, die Giersch aus dem heimischen Garten bestimmt noch nie gelöffelt haben.

Zutaten:

  • 2 Hände voller junger Gierschblätter
  • 700 g Kartoffeln
  • 20 g Butter
  • 1 Zwiebel
  • 1 Liter Gemüsebrühe
  • 3 EL Crème fraîche
  • Salz und Pfeffer 


Zubereitung:

  1. Schäle die Zwiebel und die Kartoffeln und schneide sie in Würfel.
  2. Wasche den Giersch, tupfe ihn trocken und hacke ihn fein.
  3. Schwitze die Zwiebel- und Kartoffelwürfel in der Butter an.
  4. Füge die Gemüsebrühe zu.
  5. Wenn die Kartoffeln gar sind, mixe alles mit dem Pürierstab schaumig.
  6. Rühre zum Schluss Crème fraîche unter und würze die Suppe nach Belieben mit Salz und Pfeffer.

5. Wiesen-Bärenklau

Der Wiesen-Bärenklau enthält viel Eisen, Kalzium und Vitamin C. Beim Ernten solltest du aber sehr vorsichtig sein und Handschuhe tragen. Empfindliche Menschen können eine leichte Hautrötung bekommen oder sogar Ausschlag, die sogenannte Wiesendermatitis.
Auch wenn er nicht ganz ungefährlich ist, wirkt der Wiesen-Bärenklau auf dich beruhigend, fördert deine Verdauung, soll den Blutdruck senken und auch Menstruationsbeschwerden lindern. Leidest du unter Asthma oder Husten, kann der Wiesen-Bärenklau aufgrund seiner ätherischen Öle Atemwegsbeschwerden lindern. Auch bei Verdauungsbeschwerden, wie Durchfall und Blähungen, kannst du ihn einsetzen.
Aus dem Wiesen-Bärenklau lässt sich zum Beispiel ein wohltuender Tee zubereiten, den du bei zu hohem Blutdruck, Erkältungen oder Husten 2-mal täglich trinken kannst.  

Wiesen-Bärenklau-Tee

Eine Tasse Tee tut immer gut. Sie wärmt nicht nur von innen, sondern schenkt dir auch beim Trinken Schluck für Schluck eine Portion Gesundheit.

Zutaten:

  • 2 TL Wiesen-Bärenklau-Blätter oder Wurzelstücke
  • Wasser


Zubereitung:

  1. Setze Wasser für eine Tasse Tee auf.
  2. Wasche die Blätter oder Wurzeln gründlich.
  3. Übergieße die Blätter oder Wurzelstücke mit dem kochenden Wasser.
  4. 10 Minuten ziehen lassen.

Denkst du gerade darüber nach, ob du bereits eines dieser Unkräuter mit Potential einfach in die Biotonne geschmissen hast, statt es in deiner Küche zu verwenden? Womöglich! Ab jetzt wird dir das wohl nicht mehr passieren. Denn unser Garten beherbergt viele grüne Schätze – man muss sie nur erkennen. Bist du dir unsicher, ziehe lieber immer ein Vergleichsfoto aus dem Internet zur Hilfe dazu.

Ich wünsche dir viel Freude beim Gärtnern und beim Unkraut – ich meine natürlich Heilkraut – rupfen!

Deine Christin